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Erich Schaffner singt und spricht "Der Krieg ist nichts als die Geschäfte..."
Lieder und Gesprochenes für und gegen den Krieg von Wolfgang Goethe über Karl Valentin, Bert Brecht bis Joseph Fischer. Am Klavier begleitet von Georg Klemp. Sie ist unruhvoll, die Generation der Künstler, die zwei Weltkriege nicht verhindern konnte. Sie sehen von jenseits, was ihre Landsleute nicht sehen wollen; sie suchen sich eine Stimme, die Tucholsky, Brecht, Mühsam, Kästner, Weinert, Kraus, Seghers, die Busch, Eisler, Picasso... Wer noch nicht blind ist, komme zu sehen, wer nicht taub, höre!

"Laßt uns das tausendmal Gesagte immer wieder sagen, damit es nicht einmal zu wenig gesagt wurde. Laßt uns die Warnungen erneuern, und wenn sie schon wie Asche in unserem Munde liegen..." hatte Brecht 1953 geschrieben. Die Generation, die von Kriegen die Schnauze voll hatte, stirbt aus. Schaffner, von dieser Generation politisch geprägt, erneuert die Warnungen für die Jungen. Woran liegt es, daß Schüler und Schülerinnen denen er die Lieder und Gedichte der Tucholsky, Brecht, Kästner, die Texte von Kraus und Valentin vorträgt, so begeistert sind? Die scheinen nicht zu veralten...Leider!



"... Ich spreche hier für die Genossen, die ... als Punkrocker bezeichnet werden. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder wir entscheiden uns für einen Reformismus, der letztendlich die Praxis des Kapitals darstellt, oder für ... Massenwiderstand gegen die reaktionäre Gewalt ...."

Joseph Fischer 1974           





KALLE:
"Tatsächlich, wenn ich mirs überleg, sind die neueren Staaten die edelsten und feinsinnigsten Staaten, die je größere Kriege geführt haben. Früher hats immerhin den oder jenen Krieg gegeben, der aus Gewinnsucht geführt worden ist. Das hat ganz aufgehört. Wenn heut ein Staat eine fremde Kornkammer einverleibt haben möchte, sagt er entrüstet, daß er hin muß, weil dort unredliche Besitzer sind oder Minister, die sich mit Stuten verheiraten, was das Menschengeschlecht herabsetzt. Kurz, keiner von den Staaten billigt seine eigenen Motive für einen Krieg, sondern er verabscheut sie und schaut sich nach andern, besseren um."

Aus: Bertolt Brecht. Flüchtlingsgespräche (1940-41)







Der Nörgler:




Der Optimist:


Der Nörgler:


Der Optimist:


Der Nörgler:



Man sollte sich allmählich gewöhnen, das, was man britischen Neid, französische Revanchesucht und russische Raubgier nennt, als eine Aversion gegen den ehernen Tritt deutscher Schweißfüße aufzufassen.


Sie glauben also nicht, daß es sich einfach um einen planmäßigen Überfall handelt?


Doch.


Also wie


Ein Überfall geschieht in der Regel gegen den, der überfallen wird, seltener gegen den, der überfällt. Oder nennen wir es einen Überfall, der für den Überfallenden etwas überraschend kam, und einen Akt der Notwehr, der den Überfallenden ein wenig überrumpelt hat.

Aus: Karl Kraus. Die letzten Tage der Menschheit



"Die Feder sträubt sich, die Ungeheuerlichkeiten zu berichten, die in Oberschlesien, im Korridor und an den übrigen Fronten geschehen sind. Deutschen Fliegern, die mit dem Fallschirm niedergehen mußten, wurden die Augen ausgestochen, Sanitätsmannschaften massakriert, ein alter Förster gekreuzigt und von Kugeln durchsiebt, in Bromberg Hunderte von wehrlosen Deutschen buchstäblich abgeschlachtet. All diese Mordtaten geschehen auf Veranlassung der polnischen Regierung, die sich selbst vorsichtshalber nach Lublin in Sicherheit gebracht hat, die aber durch ihre Presse und den Rundfunk die niedrigsten Instinkte der Volksleidenschaft mobilisierte und dem Mob Waffen in die Hand drückte. Feiges Gesindel. Männer und Frauen, ja sogar Frauen in der geweihten Kleidung des Roten Kreuzes waren darunter, die sich im Schutz der Dunkelheit an einzelne deutsche Soldaten heranschlichen und nicht etwa Mann gegen Mann, sondern hinterlistig ihr Gewehr abdrückten. Ein Offizier, der lesend im Zimmer saß, wurde durchs Fenster abgeschossen. Zwei Posten in Kattowik wurden vom gegenüberliegenden Hausdach aus niedergeknallt, Verwundete, die ihre Waffen aus der Hand gelegt hatten, in unbeschreiblich blutgieriger Weise ums Leben gebracht."

Aus: Darmstädter Tagblatt, 8. September 1939














Der Optimist:


Der Nörgler:










...es ist ein erlaubtes Kriegsmittel, und da die Luft einmal erobert ist


- so benützt der Schurke Mensch gleich die Gelegenheit, auch die Erde unsicher zu machen. Lesen Sie die Beschreibung von dem Aufstieg einer Montgolfiere in Jean Pauls Kampanertal. Diese fünf Seiten können heute nicht mehr geschrieben werden, weil der Gast der Lüfte nicht mehr die Ehrfurcht vor dem näheren Himmel mitbringt und bewahrt, sondern als Einbrecher der Luft die sichere Entfernung von der Erde zu einem Attentat auf diese selbst benützt. Der Mensch wird keines Fortschritts teilhaft, ohne sich dafür zu rächen. Sie wenden sofort eben das gegen das Leben an, was ihm aufhelfen sollte....
Es ist von allen Schanden des Krieges die größte, daß jene einzige Erfindung, die die Menschheit den Sternen näher brachte, lediglich dazu gedient hat, ihre irdische Erbärmlichkeit, als hätte sie auf Erden nicht genügend Spielraum, noch in den Lüften zu bewähren.

Aus: Karl Kraus. Die letzten Tage der Menschheit





"Der Krieg, so glaubte man, sei durch Rußland provoziert worden. Das "Recht" Österreichs, gegen Serbien loszugehen, ward durch keinerlei Kenntnis der wirklichen Verhältnisse in Bosnien und auf dem Balkan korrigiert. Eine Strafexpedition gegen die Machthaber in Belgrad schien dank gut geölter Propaganda auf die Billigung auch vieler kühl denkender Europäer außerhalb des Deutschen Reiches zu treffen... Sehr gut war unsere westliche und zivilisierte Gefühlsweise auf den Kriegsapparat eingestellt: wir konnten ihn innerlich mitmachen und uns als Bejaher schicksalhafter Notwendigkeiten der Entwicklung wähnen...
Nichts wußten wir, wie man etwas Gewisses, Geprüftes weiß. Wir kannten nur die Seite der Dinge, die uns unsere verborgenen Machthaber zu zeigen beliebten. Aber wir bildeten uns ein, urteilsberechtigt und gut unterrichtet zu sein. Und: gedankenlos billigten wir, daß für so undurchsichtige Diplomatenpolitik Menschen in den gewissen Tod geschickt wurden. Es machte uns gar nichts aus - nur daß wir es nicht bejubelten -, daß Scharen und Heere junger Männer sehr bald sterben würden. Denn so hatte man uns die Jugend hindurch abgerichtet."

Aus: Arnold Zweig. Erinnerungen an einen 1. August (1914)





"In der nüchternen Atmosphäre des bleichen Tages tönt ein anderer Chorus: der heisere Schrei der Geier und Hyänen des Schlachtfeldes. Zehntausend Zeltbahnen garantiert vorschriftsmäßig! 100.000 Kilo Speck, Kakaopulver, Kaffee-Ersatz, nur per Kasse, sofort lieferbar! Granaten, Drehbänke, Patronentaschen, Heiratsvermittlung für Witwen der Gefallenen, Ledergurte, Vermittlung von Heereslieferungen - nur ernst gemeinte Offerten! Das im August, im September verladene und patriotisch angehauchte Kanonenfutter verwest in Belgien, in den Vogesen, in den Masuren in Totenäckern, auf denen der Profit mächtig in die Halme schießt. Es gilt, rasch die Ernte in die Scheunen zu bringen. Über den Ozean strecken sich tausend gierige Hände, um mit zu raffen....
Geschändet, entehrt, im Blute watend, von Schmutz triefend - so steht die bürgerliche Gesellschaft da, so ist sie. Nicht wenn sie, geleckt und sittsam, Kultur, Philosophie und Ethik, Ordnung, Frieden und Rechtsstaat mimt - als reißende Bestie, als Hexensabbat der Anarchie, als Pesthauch für Kultur und Menschheit -, so zeigt sie sich in ihrer wahren, nackten Gestalt."

Aus: Rosa Luxemburg. Die Krise der Sozialdemokratie (Junius-Broschüre)





Frankreichs Wirtschaftsminister Francis Mer verlaubarte am 13. November 2002:
"Der Direktor der Deutschen Bank meint: Das beste Mittel, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen, ist ein Krieg. Ich denke wie er."


















Der Optimist:


Der Nörgler:


Der Optimist:


Der Nörgler:
Die Völker werden aus dem Kriege nur lernen -


- daß sie ihn künftig nicht unterlassen sollen.


Die Kugel ist aus dem Lauf und wird der Menschheit -


- bei einem Ohr hinein und beim andern hinausgegangen sein!

Aus: Karl Kraus. Die letzten Tage der Menschheit













"Ja, vielleicht kann das nur eine solche Regierung schaffen. Wenn Sie mich vor anderthalb Jahren gefragt hätten, ob ich mir eine aktive Beteiligung der Bundesrepublik an einem Krieg auf dem Balkan unter einer rot-grünen Regierung vorstellen könnte, dann hätte ich Sie für nicht ganz gescheit gehalten. Genau so aber kam es. Und es konnte nur von der rot-grünen Regierung kommen, sonst hätten wir in diesem Land eine Revolution gehabt. Ähnliches gilt wohl auch für die Veränderung des Sozialstaates. Wahrscheinlich müssen die heiligen Kühe von denen geschlachtet werden, die an ihrer Aufzucht am aktivsten beteiligt waren."

Hilmar Kopper, damals Chef der Aufsichtsräte von Daimler-Chrysler und Deutsche Bank in einem Interview mit dem Hamburger Abendblatt vom 4.11.1999



Kollateralschaden in Jugoslawien




Mit Waffen, mit Molotow-Cocktails habe ich jedoch nie etwas zu tun gehabt.



 

 

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