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Erich Schaffner singt und spricht "Der Krieg ist nichts als die Geschäfte..."
"Laßt uns das tausendmal Gesagte immer wieder sagen, damit es nicht einmal zu wenig
gesagt wurde. Laßt uns die Warnungen erneuern, und wenn sie schon wie Asche in unserem
Munde liegen..." hatte Brecht 1953 geschrieben. Die Generation, die von Kriegen die
Schnauze voll hatte, stirbt aus. Schaffner, von dieser Generation politisch geprägt,
erneuert die Warnungen für die Jungen. Woran liegt es, daß Schüler und Schülerinnen denen er
die Lieder und Gedichte der Tucholsky, Brecht, Kästner, die Texte von Kraus und Valentin
vorträgt, so begeistert sind? Die scheinen
nicht zu veralten...Leider!
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KALLE:
Aus: Bertolt Brecht. Flüchtlingsgespräche (1940-41) |
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Der Nörgler:
Der Optimist: Der Nörgler: Der Optimist: Der Nörgler: |
Man sollte sich allmählich gewöhnen, das, was man
britischen Neid,
französische Revanchesucht und russische Raubgier nennt, als eine
Aversion gegen den ehernen Tritt deutscher Schweißfüße aufzufassen.
Sie glauben also nicht, daß es sich einfach um einen planmäßigen Überfall handelt? Doch. Also wie Ein Überfall geschieht in der Regel gegen den, der überfallen wird, seltener gegen den, der überfällt. Oder nennen wir es einen Überfall, der für den Überfallenden etwas überraschend kam, und einen Akt der Notwehr, der den Überfallenden ein wenig überrumpelt hat. |
Aus: Karl Kraus. Die letzten Tage der Menschheit
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"Die Feder sträubt sich, die Ungeheuerlichkeiten zu berichten, die in Oberschlesien, im Korridor und an den übrigen Fronten geschehen sind. Deutschen Fliegern, die mit dem Fallschirm niedergehen mußten, wurden die Augen ausgestochen, Sanitätsmannschaften massakriert, ein alter Förster gekreuzigt und von Kugeln durchsiebt, in Bromberg Hunderte von wehrlosen Deutschen buchstäblich abgeschlachtet. All diese Mordtaten geschehen auf Veranlassung der polnischen Regierung, die sich selbst vorsichtshalber nach Lublin in Sicherheit gebracht hat, die aber durch ihre Presse und den Rundfunk die niedrigsten Instinkte der Volksleidenschaft mobilisierte und dem Mob Waffen in die Hand drückte. Feiges Gesindel. Männer und Frauen, ja sogar Frauen in der geweihten Kleidung des Roten Kreuzes waren darunter, die sich im Schutz der Dunkelheit an einzelne deutsche Soldaten heranschlichen und nicht etwa Mann gegen Mann, sondern hinterlistig ihr Gewehr abdrückten. Ein Offizier, der lesend im Zimmer saß, wurde durchs Fenster abgeschossen. Zwei Posten in Kattowik wurden vom gegenüberliegenden Hausdach aus niedergeknallt, Verwundete, die ihre Waffen aus der Hand gelegt hatten, in unbeschreiblich blutgieriger Weise ums Leben gebracht." Aus: Darmstädter Tagblatt, 8. September 1939 |
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Der Optimist:
Der Nörgler: |
...es ist ein erlaubtes Kriegsmittel, und da die Luft einmal erobert ist
- so benützt der Schurke Mensch gleich die Gelegenheit, auch die Erde unsicher zu machen. Lesen Sie die Beschreibung von dem Aufstieg einer Montgolfiere in Jean Pauls Kampanertal. Diese fünf Seiten können heute nicht mehr geschrieben werden, weil der Gast der Lüfte nicht mehr die Ehrfurcht vor dem näheren Himmel mitbringt und bewahrt, sondern als Einbrecher der Luft die sichere Entfernung von der Erde zu einem Attentat auf diese selbst benützt. Der Mensch wird keines Fortschritts teilhaft, ohne sich dafür zu rächen. Sie wenden sofort eben das gegen das Leben an, was ihm aufhelfen sollte.... Es ist von allen Schanden des Krieges die größte, daß jene einzige Erfindung, die die Menschheit den Sternen näher brachte, lediglich dazu gedient hat, ihre irdische Erbärmlichkeit, als hätte sie auf Erden nicht genügend Spielraum, noch in den Lüften zu bewähren. |
Aus: Karl Kraus. Die letzten Tage der Menschheit |
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"Der Krieg, so glaubte man, sei durch Rußland provoziert worden. Das "Recht"
Österreichs, gegen Serbien loszugehen, ward durch keinerlei Kenntnis der wirklichen
Verhältnisse in Bosnien und auf dem Balkan korrigiert. Eine Strafexpedition gegen die
Machthaber in Belgrad schien dank gut geölter Propaganda auf die Billigung auch vieler kühl
denkender Europäer außerhalb des Deutschen Reiches zu treffen... Sehr gut war unsere westliche
und zivilisierte Gefühlsweise auf den Kriegsapparat eingestellt: wir konnten ihn innerlich
mitmachen und uns als Bejaher schicksalhafter Notwendigkeiten der Entwicklung wähnen...
Nichts wußten wir, wie man etwas Gewisses, Geprüftes weiß. Wir kannten nur die Seite der Dinge, die uns unsere verborgenen Machthaber zu zeigen beliebten. Aber wir bildeten uns ein, urteilsberechtigt und gut unterrichtet zu sein. Und: gedankenlos billigten wir, daß für so undurchsichtige Diplomatenpolitik Menschen in den gewissen Tod geschickt wurden. Es machte uns gar nichts aus - nur daß wir es nicht bejubelten -, daß Scharen und Heere junger Männer sehr bald sterben würden. Denn so hatte man uns die Jugend hindurch abgerichtet." Aus: Arnold Zweig. Erinnerungen an einen 1. August (1914) |
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"In der nüchternen Atmosphäre des bleichen Tages tönt ein anderer Chorus: der heisere
Schrei der Geier und Hyänen des Schlachtfeldes. Zehntausend Zeltbahnen garantiert
vorschriftsmäßig! 100.000 Kilo Speck, Kakaopulver, Kaffee-Ersatz, nur per Kasse, sofort
lieferbar! Granaten, Drehbänke, Patronentaschen, Heiratsvermittlung für Witwen der Gefallenen,
Ledergurte, Vermittlung von Heereslieferungen - nur ernst gemeinte Offerten! Das im August,
im September verladene und patriotisch angehauchte Kanonenfutter verwest in Belgien, in den
Vogesen, in den Masuren in Totenäckern, auf denen der Profit mächtig in die Halme schießt.
Es gilt, rasch die Ernte in die Scheunen zu bringen. Über den Ozean strecken sich tausend
gierige Hände, um mit zu raffen....
Geschändet, entehrt, im Blute watend, von Schmutz triefend - so steht die bürgerliche Gesellschaft da, so ist sie. Nicht wenn sie, geleckt und sittsam, Kultur, Philosophie und Ethik, Ordnung, Frieden und Rechtsstaat mimt - als reißende Bestie, als Hexensabbat der Anarchie, als Pesthauch für Kultur und Menschheit -, so zeigt sie sich in ihrer wahren, nackten Gestalt." Aus: Rosa Luxemburg. Die Krise der Sozialdemokratie (Junius-Broschüre) |
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Der Optimist:
Der Nörgler: Der Optimist: Der Nörgler: |
Die Völker werden aus dem Kriege nur lernen -
- daß sie ihn künftig nicht unterlassen sollen. Die Kugel ist aus dem Lauf und wird der Menschheit - - bei einem Ohr hinein und beim andern hinausgegangen sein! |
Aus: Karl Kraus. Die letzten Tage der Menschheit
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Kollateralschaden in Jugoslawien |
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