Das lange Zeit für unspielbar gehaltene,
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Das Stück gilt gemeinhin als unspielbar und wird mit bezeichnenden Etiketten wie "Monstertragödie" und "Dinosaurierdrama" versehen. In ganzer Länge gespielt, würde es nicht weniger als zehn Theaterabende füllen und rund fünfhundert Schauspieler erfordern. Aus diesem Grund hat Karl Kraus seine Tragödie in fünf Akten mit Vorspiel und Epilog "Die letzten Tage der Menschheit" auch "einem Marstheater zugedacht", wie es in der Vorbemerkung heißt....
... Wer sich mit Skepsis auf dieses Programm eingelassen hatte, wurde
... In den "letzten Tagen der Menschheit" präsentieren sich die Kriegsjahre |
Natürlich läßt Schaffner jene Reihe von Larven und Lemuren, von Masken des tragischen Karnevals, die in Verkennung der realpolitischen Situation mit dem Witz und der Eleganz von Walzertänzern in den Krieg schlitterten, nicht beiseite. Und diese Texte entfalten, inhaltlich und formal, noch immer Ansprechendes, gerade weil sie, wider alle Zumutungen der Öffentlichkeit, insbesondere der Presse, Klugheit gegenüber den Erscheinungen des Lebens durch alle sozialen Klassen und Berufe hindurch demonstrieren. Wenn "der Optimist" und "der Nörgler" sich austauschen, ist das eine bis zum heutigen Tag gültige Konstellation. Hier findet sich, schon historisch von Interesse, auch die berühmte Stelle, wenn der Nörgler bemerkt, die deutsche Bildung sei "kein Inhalt, sondern ein Schmückedeinheim, mit dem sich das Volk der Richter und Henker seine Leere ornamentiert". Der Optimist wendet dagegen ein: "Das Volk der Richter und Henker? So nennen sie die Deutschen? Das Volk Goethes und Schillers?" Und welche Tonart der Rezitation wäre heute bei diesen Gegebenheiten wohl die richtige? Schaffner trägt das Vorwort dieses 1922 als Buch publizierten Dramas mit expressionistisch? identifikatorischem Pathos vor, was die Zuhörer irritiert, aber, weil es nicht allzulang dauert, ausgehalten wird. (FAZ) |
Diese Woche gehen die 3. Alsfelder Literaturtage zu Ende. Einen ihrer
Erich Schaffner, Schauspieler und Kabarettist, war der Akteur des
... In diesem provokanten Stil hielten sich auch die restlichen der
... Großen Hoffnungen, daß der Mensch einst die Sinnlosigkeit des |
Die "Letzten Tage der Menschheit" als Einpersonenstück. Kaum zu glauben, sollte man meinen, daß Schaffner hielt, was er versprach: eine Frau im Hintergrund, der Mann am Mischpult und der Schauspieler Erich Schaffner als Hauptpart in 48 Szenen. Eine Leistung par excellence, Schaffner ein Verwandlungskünstler und Charakterdarsteller in einer Person. Immer wieder fliegende Wechsel von Figuren, Kleidung, Tonfall und Gehabe und die Requisiten stimmten bis ins Detail....
... Die Kraus'sche Dramaturgie bleibt für den einmaligen Betrachter eben immer |
Es hat in der Vergangenheit nicht an Versuchen gefehlt, dieses Stück auf die Bühne zu bringen, Versuche, die zumal dann scheiterten, wenn man das ganze Personenregister und den gesamten Text des Stückes vorführen wollte. Erich Schaffner hingegen gelang in seiner Gemeinschaftsproduktion mit dem Bozner Kulturkreis "Bertolt Brecht" und der "Südtiroler Autorenvereinigung" eine hervorragende Leistung, nicht nur, weil er von den rund 220 Szenen bewußt 48 ausgewählt und dadurch ein homogenes Bild dieses gewaltigen Dramas vermittelt hat, sondern auch, weil er die schier unendlich variierenden Schauplätze, Typen, Situationen und Sprachebenen gekonnt einsetzte. Seine Ein-Mann-Show gestaltete sich zu höchster Eindringlichkeit und zu einer der Tragweite des Stückes angemessenen Sprech- Spiel- und Verwandlungsleistung. Die scheinbar wahllos nebeneinandergestellten Wirklichkeitsausschnitte aus dem Ersten Weltkrieg, deren verbindendes Element die von der grölenden Menge und der Unvernunft skrupelloser Politiker und Offiziere ausgerufene Kriegsbegeisterung ist, werden in der Inszenierung Schaffners lebendig, verständlich und plastisch. Seine oft virtuose Sprechleistung einer zweieinhalbstündigen Toncollage zwischen selbst Gesprochenem und aus dem Hintergrund tönenden erläuternden Zwischentexten kam vor allem dann zum Tragen, wenn er in rascher Abfolge die vielen Figuren aus dem täglichen Leben darstellte: den Mann auf der Straße, den Patrioten, den Soldaten, den Offizier, den alten General, die Prostituierte, den Kellner, den Zeitungsausrufer, den Reporter, die Kriegsberichterstatter, den Dichter und den Feldkuraten....
... Es überzeugten auch die zentralen Dialoge des Stückes, Jene |
Er tat dies so eindringlich, dass die rund einhundert Zuhörer in dem
abgedunkelten Saal beinahe glauben konnten, sie seien tatsächlich auf den Straßen Wiens und hörten das Gerede über den "Erbfeind". Sie saßen dabei, als Journalisten eine Schauspielerin davon überzeugten, sie sei in Russland während einer Tournee "drangsaliert" worden.... (Freitags-Anzeiger) |
Dieser Abend deckte alles ab - war Gedenkritual, Dokumentationsveranstaltung, Klage und Anklage. Spannendes Geschichtsstundentheater eben und nur scheinbar ein Mosaik wahllos nebeneinander gestellter Wirklichkeitsausschnitte, deren verbindendes Element die entfesselte menschliche Unvernunft ist. Obgleich nach Lessing ein Dramatiker kein Geschichtsschreiber zu sein hat, sondern "durch Täuschung rühren sollte", gelang dem österreichischen Autor Karl Kraus mit der Tragödie "Die letzten Tage der Menschheit" ein Stück grandioses Welttheater mit historischem Hintergrund das heute, angesichts der Geschehnisse auf dem Balkan, eine beklemmende Aktualität erhält.
Wenn denn "ein barbarischer Krieg als blutige Tat vor allem eine
... Der in Südhessen beheimatete Darsteller und Autor Erich Schaffner
... Zivilisten jeder sozialen Schattierung treten auf, die
... In Schaffners großartiger, von böser, hinterhältiger Komik |
Erich Schaffner ... kam in dieser Art darstellender Lesung der Kraus'schen
Intension, die Wort und Inhalt gegenüber der "stofflichen Sensation" betonte, erstaunlich nahe.
Dies soll aber nicht heißen, daß Schaffner als Schauspieler blaß blieb.
Im Gegenteil: Es
... Ein unterhaltsamer und nachdenklicher Abend, der anregt, sich näher mit dem |
Bis auf den letzten Platz ausverkauft war das Marburger Kommunikations- und Freizeitzentrum (KFZ), als am 14. 2. Erich Schaffner dort "Die letzten Tage der Menschheit" als Einpersonenstück aufführte....
... Schaffner führte uns vom Caféhaus ins Ministerium, von
Es gibt Szenen, bei denen. einem das Lachen im Halse |
Aus dem Sturzbach satirischer Momentaufnahmen - manches Bild dauert keine 20 Sekunden wählte sich Erich Schaffner knapp 100 aus. Zuweilen spielte er nebeneinander drei bis vier Typen auf einmal, was die Aufführung ungemein fesselnd machte. Nur unterstützt von einer schweigenden, zielsicher zupackenden Garderobiere, war das Spiel begleitet durch ständigen Wechsel von Kostümen, Perücken, Bärten und ähnlichem....
... Langanhaltender starker Beifall des Publikums. Dennoch: der allzu deftige |
- "Die Presse ahnt gar nicht, wie gut es ihr geht, Ja glaubt sie denn, daß es
mir heute von der Zensur gestattet würde, nachzudrucken, was täglich den Wiener Zeitungen steht?" schrieb Karl Kraus 1915.... ... Schaffner gelingt es mit großer Wandlungsfähigkeit, die Enge und Unsicherheit und auch die Arroganz deutlich zu machen. Mit Hilfe von Tonbandeinspielungen, die Szenenanweisungen und Stichworte liefern, wird Schaffner in seiner bestechenden Einsamkeit auf der Bühne zum Wiener schlechthin. Die Inszenierung verharrt in der Historie, so daß herstellbare aktuelle Bezüge jedem Zuschauer selbst überlassen bleiben. Jedoch steht dieser "Wiener" durchaus an jeder Straßenecke. Wer Schaffner gesehen hat, vergißt ihn nicht so schnell. (Wiesbadener Tagblatt) |